Artikel in der Festivalzeitschrift “SPOTS”

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– SPOTS, Stimmen vom Arena Festival, 11.07.2012:

Über Lebenskünstler
Kastenwesen, so nennen sich die vier jungen Männer, die am Mittwoch ihr Camp auf dem Schlossplatz in Erlangen einrichten werden. Mit Hinduismus hat das nicht viel zu tun. Es geht mehr um das Abenteuer. Die Kastenwesen suchen die pure, unverfälschte Kunsterfahrung, ungefiltert durch Mäzene, Verlage, Agenturen. Frei und Autonom sein, ein Leben jenseits von Finanzsystemen und Bankenkrisen führen, Kunst wie in der Steinzeit machen. Ach nein: In der Postapokalypse. Philipp Dreher, Stefan Winter, Lukas und Kilian Wilde werden für eine Woche nur von ihrer Kunst leben. Durch simplen Tauschhandel wollen sie sich über Wasser halten. Essen gegen Kulturarbeit. Ihr Angebotskatalog umfasst bereits mehr als 20 verschiedene Kulturleistungen. Dazu wollen sie auch auf Wünsche ihrer Kunden eingehen und bringen bereits zahlreiche fertige Kreationen mit auf das Festival, die dann vor Ort ersteigert oder gegen Lebensmittel getauscht werden können. Eine politische oder soziale Message haben die vier nicht. Es geht ihnen vor allem um die eigne Kunst, die Schaffensbedingungen, um minimale Voraussetzungen für ihre Arbeit. Dahinter steht auch ein wenig die Angst vor der Zukunft: Was folgt nun, da das Studium zu Ende geht oder bereits abgeschlossen ist? Gibt
es eine Zukunft für die Kastenwesen als Künstler? Wie sähe der worst case aus?
Mit Stock und Steinchen gehen die vier allerdings nicht zu werke. Ausgestattet mit einem
Starkstromanschluss werden sie auch Videoarbeiten produzieren und digital retuschieren können.

Das Kastenwesen installiert sich am Mittwoch um 14:00 Uhr auf dem Schlossplatz mit einer großen Versteigerung, bei der man vor allem Arbeitszeit erwerben kann. Insgesamt stehen etwa 24 Stunden pro Künstler zur Verfügung, da die vier Täglich ca. 8 Stunden arbeiten wollen und der Samstag bereits für die Abschluss-Performance um 18:30 Uhr reserviert ist. Wer da eines der Lachshäppchen aus dem Katalog umgesetzt sehen will, an dem alle Künstler mitwirken, muss ich also ranhalten und darf keinesfalls mit Nahrung Geizen, denn die Gesetze der Wildnis sind rau und Überleben heißt das höchste Gebot. Schreiben bis zum Schluss … DED

Survival(art)ists
Kastenwesen (caste sytem; also: caste creature) is the name, four young men gave themselves, four young men, who will set up their camp on the Schlossplatz in Erlangen this Wednesday. It has little to do with the Indian social hirarchy, however. The caste creatures are searching for the pristine experience of art. Unfiltered by patrons, publishing houses or agents. It’s all about being free and autonomous, about living a life beyond the finance system and its global crisis, about going back to the Neolithic roots of art – or rather forewarding to its postapocalyptic scions.

Philipp Dreher, Stefan Winter, Lukas and Kilian Wilde will live on their art for one Week. They want to get by with direct trade, offering art for food. They already have a catalogue of more than 20 different art related services and are open to suggestions of their clients. Additionally, they will bring along quite a few readymade works of art, that can be purchased on an auction.
There is no political or social message attached to their project. It is strictly about the performers own art, about their own conditions for creating art, and about the minimal premises. One of the motivations certainly is the performers own fear of what the future might bring: What will follow their student life? Will there be a future for the Kastenwesen as artists? What might be the worst case?
Obviously not so bad after all: equipped with an access to high voltage current, the performers can produce videos and work with graphic software during the festival.
The Start of the survival basar will be on Wednesday 2 o’clock p.m. on the Schlossplatz. It will start with a great auction, where the audience can already buy some of the artists labor time. In total the Kastenwesen plan to work about 8 hours per day, summing up to only about 24 hours per artist in total, because Saturday is already blocked for the final Performance at 6:30 p.m.
So, whoever wishes to pick one of the jewels from the catalogue, involving all the performers, should purchase in time and not be cheap with food. The laws of nature are rough, especially after the apocalypse.
Writing till the end … DED

 

– SPOTS, Stimmen vom Arena Festival, 12.07.2012:

Kasten Voll!
Ach wäre Kultursponsoring immer so: Schon am ersten Tag ist der Vorratskasten von Kilian, Lukas, Stefan und Phil bis zum Rand gefüllt. Überschwänglich wurde das Projekt von der Stadt Erlangen begrüßt. Sogar eine Einladung zum Essen erhielten die vier für heute – Dafür müssen sie nichts weiter tun, als einen Festivalüberblick zu erarbeiten.

Aber zu einem Luxusbunker ist der Survival-Kasten damit noch nicht geworden. Auch der Terminplan ist randvoll: durchschnittlich neun Stunden werden alle vier Künstler während der nächsten beiden Tage arbeiten müssen um die eingegangenen Aufträge zu erledigen. Ob man da überhaupt noch Arbeitszeit erwerben kann? Sicher! Aber es sollte sich schon lohnen für die Überlebenskünstler … DED

Full Box!
If only culture funding was allways like this: It’s the first day, and the storebox of the Kastenwesen, Kilian, Lukas, Stefan and Phil is full to the hilt. Exuberant was the audiences Reaction at the grand opening yesterday. The four artists even received an invitation for dinner – they only have to prepare a documentation of the festival today. But the “Kasten” is not yet a Hotel. The schedule of the artists is also overflowing: each of them will have to work about nine hours during the next two days, in order to fulfill all the wishes of their audience.

Is the Kasten sold out? Probably not. But if you want to have the Kastenwesen work for you, your offer should be worth wile! … DED

– SPOTS, Stimmen vom Arena Festival, 13.07.2012:

Zauberkasten
Dass der Menschliche Geist ein Vielfaches von der Leistung aller aktuellen Computer stemmt, ist wohl bekannt, aber hier hängt sich selbst einer der Großrechner des Kreativitäts-Exzellenz-Cluster-Kastens für ein paar Minütchen auf: „Hmmm.. Wie könnte man das jetzt umsetzen.“

Für ein Atelier ist das Zelt des Kastenwesens denkbar eng. Und warm ist es selbst am regnerisch kühlen Donnerstag. Von Luxus im herkömmlichen Sinn keine Spur. Aber hier geht es auch um ein höheres Gut: Die Freiheit zu spinnen. (Es sollte ein Recht darauf ins Grundgesetz aufgenommen werden.) Und für Sie wird hier reichlich Künstlerschweiß vergossen.
Aufgegeben wird nie. Dazu sind den Kastenwesen die Kunden viel zu wichtig. Lukas Wildes persönliches Highlight: Auch Durchschnittserlanger kommen zum Kasten und tauschen Kunst – etwa gegen selbstgemachtes Geschnetzeltes …DED

Kasten of Magic
It is widely known, that the human brain is far better a calculator, than all recent computers, but here, even the mainframes of the creativity-excellence-cluster-Kasten can hang for a few minutes: “Let’s see, how am I gonna realize this …”

For an atelier, the Kastenwesen’s tent is fairly small. And it is quite warm in here, considering the rainy and cold weather on this Thursday. No trace of luxury in the common sense, as it seems. But that’s not what this is all about. This is about the freedom to go wilde. And a lot of artists-sweat will be spilled for this goal.

Of course: giving up is not an option. The Kastenwesen like their customers far too much for this. One favorite development of Lukas Wilde is, that the regular people from Erlangen also come to the Kasten, exchange art for food and deliver, say, self cooked Geschnetzeltes (meat cut in stripes).

So far, all work has been delivered on time. Only the artists themselves have to wait sometimes: Some works have not yet been picked up by their new owners and some of the requests are waiting to be specified. Hunger, however, will not trouble anyone in the Kasten. Only maybe a lack of Whisky or such.

So, the question is: Will the miracle of the Kasten from last year repeat itself? Will it again be one of the most popular projects? The weather forecast seems to promise a cloud full of muses over the Kasten untill the weekend – so let’s see, what’s in it for us whether big presentation goes off on the final night party of ARENA next Saturday.

 

– SPOTS, Stimmen vom Arena Festival, 14.07.2012:

Durchgewalkt
Schlaf ist vielleicht das drängendste Bedürfnis der vier Kastenbewohner. Es geht in die heiße Phase. Derzeit herrscht Auftragsstopp, da jede Minute bis zum Festivalende verplant ist. Geburtstagslieder müssen geschrieben werden, Grafiken werden erstellt und wissenschaftliche Diskussionen peformt. Die Erlanger Nachrichten haben sich eine herbe Kritik ihrer Arena-Kritik aus dem Kasten eingefangen und selbst für einen Kaffee reicht kaum die Zeit.

Da kommt Florian Götz gerade recht. Er hat als Tauschangebot eine Überraschung versprochen. Dafür sollte Stefan Winter ihm den Markgrafen vom Sockel schreiben. Nun rückte Flo mit einer professionellen Masseurin an, die das Kasten Team einmal ordentlich durchwalkte. Sicher ein gutes Mittel gegen Kreativitätsstau.

Es brodelt also weiter in Erlangens erster Kreativschmiede. Wohin sie weiterziehen wird? Ja, das wollen viele wissen. Vielleicht wird ja wirklich ein Unternehmen aus dem Kasten? Und die Steuerberater unter uns, fragen sich, wie viel Einkommenssteuer sie von drei Kisten Bier abgreifen können… DED